Nach Elfmeterschießen: Mainz 05 weiter im DFB-Pokal

Den Rückstand gegen den Regionalligisten Elversberg zwei Mal aufgeholt - und am Ende gewonnen: Mainz 05 ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals.

Elversbergs Nico Karger (Mitte) und Silvan Widmer von Mainz 05 kämpfen um den Ball. (Foto: dpa)

Was für ein Krimi! Der FSV Mainz 05 hat sich in die zweite Runde des DFB-Pokals gezittert. Der Fußball-Bundesligist lag bei Regionalligist SV Elversberg zwei Mal zurück, am Ende setzten sich die Rheinhessen mit 8:7 im Elfmeterschießen durch. Laurin von Piechowski war der Unglücksrabe bei den so tapfer kämpfenden Saarländern: Der 27-Jährige schoss den achten Elfmeter an die Latte. Moussa Niakhaté, Kevin Stöger, Jean-Paul Boetius, Jonathan Burkardt, Daniel Brosinski, Aaron, Jeremiah St. Juste, Anton Stach verwandelten für die Mainzer, Luca Schnellbacher, Robin Fellhauer, Fabian Baumgärtel, Patryk Dragon, Kevin Conrad, Charles-Elie Laprevotte, Felix Müller für die Hausherren.

Nach 120 Minuten stand es zunächst 2:2. Schnellbacher hatte den Außenseiter mit 1:0 (74.) und 2:1 (110.) in Führung gebracht, Burkardt (89./116.) zwei Mal ausgeglichen. Die Mainzer gingen in der regulären Spielzeit viel zu fahrlässig mit ihrem Chancen um. Allein Burkardt hatte Gelegenheiten für drei, vier Treffer.

Neuzugänge in Startelf

Svensson schickte zwei Neuzugänge ins Rennen: Anderson Lucoqui (Arminia Bielefeld) begann als Linksverteidiger, Silvan Widmer (FC Basel) auf der rechten Abwehrseite. Im Tor erhielt Robin Zentner den Vorzug vor Finn Dahmen. Als Kapitän durfte Niakhaté die Gäste aufs Feld führen. Karim Onisiwo fehlte: Der Österreicher wurde am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet. Er sei umgehend isoliert worden, so der Club. Der Rest der Mannschaft wurde am Freitag und Samstag negativ getestet, stand also zur Verfügung.

Die 05er brauchten ein paar Minuten Anlaufzeit. Während es über der Arena gewitterte und kräftig regnete, erspielte sich der Außenseiter die erste Möglichkeit des Spiels. Schnellbacher (6.) zog einfach mal ab, stellte Zentner aber vor keine allzu großen Probleme. Als nach zehn Minuten die Sonne rauskam, nahmen auch die Mainzer Fahrt auf. Und dominierten den Rest der ersten Halbzeit klar. Burkardt hatte die beste Chance, traf in der 30. Minute nur den Innenpfosten. Niakhaté (11.),

Burkardt (24.), Adam Szalai (33./39.) und St. Juste (34./an den Außenpfosten) vergaben weitere Gelegenheiten. Es ging mit dem 0:0 schließlich in die Kabine.

Nur 25 Sekunden nach Wiederanpfiff hatte erneut Burkardt die Führung auf dem Fuß, bugsierte den Ball aber aus kurzer Distanz mit dem Schienbein an die Unterlatte. Der U21-Europameister verzweifelte in der Folge regelrecht. In der 54. Minute köpfte Burkardt nach einem langem Ball auf das leere Tor, doch Elversberg-Kapitän Conrad rettete auf der Linie. Vier Minuten später scheiterte der 05-Stürmer noch mal per Kopf. Die Hausherren hatten ebenfalls ihre gefährlichen Momente: Israel Suero Fernandes schoss in der 65. Minute knapp daneben, in der 72. scheiterte Schnellbacher an Zentner. Zwei Minuten später passierte es dann: St. Juste verlor das Spielgerät gegen Nico Karger, Schnellbacher, der auch schon beim SV Darmstadt 98, Eintracht Frankfurt und SV Wehen Wiesbaden aktiv war, schnappte sich die Kugel, umkurvte Zentner und traf zur umjubelten SVE-Führung.

462 Mainzer Fans dabei

Die 05er, angetrieben von den mitgereisten 462 Mainzer Fans, warfen nun alles nach vorne. Immer wieder scheiterten die Rheinhessen aber zunächst am Elversberger Keeper Frank Lehmann. Bis zur 89. Minute: Der gerade eingewechselte 05-Neuzugang Stach flankte, Jae-Sung Lee verpasste, doch Burkardt war zur Stelle und drückte den Ball zum Ausgleich über die Linie. Sekunden vor Ende der vierminütigen Nachspielzeit klärte dann Zentner in höchster Not gegen Felix Müller - es ging also in die Verlängerung.

Die 05er verzeichneten zwar weiterhin mehr Ballbesitz, strahlten aber kaum Torgefahr aus. Einmal mehr Burkardt (103.) hatte die beste Möglichkeit, Lehmann wehrte den Flugkopfball aber mit der Brust ab. Dann die 110. Minute: Nach einem langen Ball von Lehmann griff St. Juste Schnellbacher nicht an, der Elversberger lupfte das Spielgerät über Zentner hinweg - die erneute Führung für den Viertligisten. War es dann nun? Nein, wieder schlug Burkardt zu. Wieder nach Stach-Vorlage. Der eine U21-Europameister brachte den Ball scharf herein, der andere vollendete flach ins lange Eck. Das 2:2 in der 116. Minute. Es kam also zum Elfmeterschießen. Mit dem glücklichen Ende für die Mainzer.

Einzelkritik

Robin Zentner: Die Nummer eins der vergangenen Saison ist auch weiterhin die Nummer eins. Der Keeper hat vorerst den internen Wettstreit gegen Youngster Finn Dahmen gewonnen. Zentner klärte, was zu klären war. Und sorgte in der 89. Minute mit seiner Rettungstat gegen Felix Müller dafür, dass die Mainzer überhaupt die Verlängerung erreichten. Beim ersten Gegentor machtlos, beim zweiten stand er ein wenig zu weit vor dem Tor. NOTE: 2,5

Silvan Widmer: Der Neuzugang aus Basel deutete seine Schnelligkeit auf der rechten Seite an, allzu viel wollte dem Schweizer bei seinem Debüt jedoch nicht gelingen. Hat noch ordentlich Luft nach oben. NOTE: 3,5

Moussa Niakhaté: Der neue Kapitän hatte direkt die erste Chance der 05er, köpfte aber knapp daneben. Der Franzose räumte die wenigen Angriffe, die auf ihn zukamen, recht mühelos ab. NOTE: 2,5
Stefan Bell: Der Routinier agierte in der Mitte der Dreierkette. In der Rückwärtsbewegung ohne große Fehler, nach vorne hätte er noch ein paar Akzente mehr setzen können. NOTE: 3
Jeremiah St. Juste: Ein gebrauchter Tag für den sonst so zuverlässigen Niederländer. Bei beiden Gegentreffern sah der Innenverteidiger schlecht aus. Vor dem 0:1 verlor er den Ball an Nico Karger, vor dem 0:2 ließ er Luca Schnellbacher einfach gewähren. Immerhin: Seinen Elfmeter verwandelte er souverän. NOTE: 5
Anderson Lucoqui: Der neue Linksverteidiger mühte sich, versuchte immer wieder Tempo aufzunehmen. Die ganz großen Impulse setzte der frühere Bielefelder aber noch nicht. NOTE: 3,5
Leandro Barreiro: Der Youngster mühte sich, fand aber nie so wirklich in die Partie. Der Luxemburger muss eine Schippe in der Liga draufpacken. Kevin Stöger übernahm in der 72. Minute. NOTE: 3,5
Dominik Kohr: Der „Rückkehrer“ machte da weiter, wo er in der Rückrunde aufgehört hatte. Der Sechser ging kompromisslos zu Werke, verdeutlichte dem Viertligisten, wie es in der Bundesliga zur Sache geht. Mit 144 Ballkontakten die meisten aller Akteure. Ordentliche Vorstellung. Hatte zudem in der 83. Minute die Chance zum 1:1, scheiterte aber an SVE-Keeper Frank Lehmann. NOTE: 2,5
Jean-Paul Boetius: Der Niederländer machte viele Meter, probierte immer wieder, das Spiel auf dem tiefen Geläuf schnell zu machen. Neun Torschussvorlagen – nicht schlecht. Der Stratege könnte, wenn er alles abruft, viel Wert sein in dieser Saison. NOTE: 2,5
Jonathan Burkardt: Was für ein Spiel des U21-Europameisters! Satte zwölf Torschüsse! Die eine Seite der Medaille: Der Angreifer hätte die Mainzer mit 1:0 oder gar 2:0 in Führung bringen müssen. Aber: Als es drauf ankam, schlug er eiskalt zu. Besorgte in der 89. Minute das 1:1, in der 116. Minute das 2:2. Und brachte auch noch seinen Elfmeter unter. NOTE: 2
Adam Szalai: Der Ungar blieb im Vergleich zum Unruhestifter Burkardt etwas auf der Strecke. In der 33. Minute scheiterte er mit einem Kopfball an Lehmann, sechs Minuten später ging ein Distanzschuss von ihm knapp daneben. Machte nach 72 Minuten Platz für Jae-Sung Lee. NOTE: 3,5
Jae-Sung Lee: Der Neuzugang aus Kiel brachte sich nach seiner Einwechslung direkt voll ein, suchte immer wieder den Ballkontakt. Gefährliche Szenen hatte der Südkoreaner allerdings keine. Solider Start – wenn man bedenkt, dass er nach seiner Verletzung erst vor Kurzem wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. NOTE: 3
Kevin Stöger: Der Mitteldfeldmann durfte ab der 72. Minute für Barreiro eingreifen. Der Österreicher trieb immer wieder mit an, übernahm irgendwann auch die Standards von Boetius. Kämpferisch gut, an der Zielgenauigkeit muss er noch feilen. Verwandelte seinen Elfmeter. NOTE: 3
Anton Stach: Vielversprechendes Debüt des Neuen! Der U21-Europameister zeigte sofort, warum die 05er rund 3,5 Millionen Euro an Fürth überwiesen haben. Stach (ab der 80. Minute für Bell im Spiel) bereitete beide Treffer vor. Das macht Lust auf mehr. NOTE: 2
Aaron: Der Spanier darf wieder mitwirken. Aaron kam in der 80. Minute für Lucoqui und machte seine Sache gut. Neun Flanken in 40 Minuten – alle Achtung! Hat er doch noch eine Zukunft in Mainz? Sicher vom Punkt. NOTE: 2
Daniel Brosinski: Auch der Routinier zeigte – wie immer – beim Elfmeter keine Nerven. Brosinski spielte ab der 82. Minute für Widmer. Suchte immer wieder den Weg nach vorne. NOTE: 3