Die bittere Erkenntnis eines wieder einmal ernüchternden Bundesliga-Nachmittags in der Opel Arena: Mainz 05 spielt wie ein echter Absteiger. Und ein Rettungsanker ist in dieser hoffnungslosen Situation nicht in Sicht. Weil vor allem fußballerisch so vieles fehlt, weil sich fast alles ändern muss. Weil die Mainzer mit ihrer wieder mal ungenügenden Offensivleistung meilenweit vom eigentlichen Sinn dieses Spiels entfernt sind: das Tore schießen. Es wirkt für die Rheinhessen wie eine fremde Wissenschaft und nicht wie der Berufsalltag. So banal, so glasklar: Wer kein Tor schießt, kommt nicht von der Stelle.

Auch Trainer muss sich Vorwürfe gefallen lassen

 

Und wenn die 05er es nicht mal gegen Konkurrenten wie Arminia Bielefeld (1:2), den 1. FC Köln (0:1) und nun eben auch gegen kämpferische, aber fußballerisch ebenfalls biedere Bremer (0:1) nicht auf die Platte bekommen, dann weiß man auch nicht mehr weiter. Drei verlorene Sechs-Punkte-Spiele lassen sich nicht so einfach verdauen. Hier hätte auf jeden Fall etwas passieren müssen. Doch: Es passierte nichts. Und diesen Vorwurf muss sich auch Übergangstrainer Jan-Moritz Lichte gefallen lassen. Er hat es nicht geschafft, dieser verunsicherten Mannschaft einen Weg aus der sportlichen Misere zu zeigen. Da fehlt der Antrieb, die Inspiration, die Idee. Das Drei-Spiele-Minihoch mit fünf Punkten ist letztlich einfach zu wenig. Meistens verfehlten die Matchpläne ihr Ziel. Die Ergebnisse blieben aus. Alles in allem schlittern die 05er mit ihrem harmlosen und hilflosen Fußball Richtung Abgrund. Es sind nur noch wenige Millimeter.

 

 

 

Die Mainzer werden nach dem Pokalspiel gegen VfL Bochum nicht um eine weitere harte Trainer-Entscheidung herumkommen. Der Gesamtauftritt gegen Werder Bremen (wohl gemerkt nicht die defensive Leistung, die alles in allem okay war) war wieder einmal nicht zu verstehen. Die Zurückhaltung manches Spieler in so einem eminent wichtigen Spiel bleibt ein Rätsel. Wo war das Feuer? Wo war der Funke, der auf die Kollegen überspringt? Wo war das gegnerische Tor? Man hatte über weite Strecken das Gefühl, die 05er wären mit einer weiteren Nullnummer zufrieden - so spielten sie jedenfalls. Bis ein Bremer Bundesliga-Debütant in der Schlussminute die Defensive düpierte.

Ohne Antrieb am Abgrund

Kein Team dieser Fußballwelt hält so viele Rückschläge einfach so aus? Zumal es keine Perspektive gibt. Und das Programm im Januar wirkt nach der erneuten Ernüchterung monströs: Am 3. Januar geht es ohne den wieder mal stark verteidigenden Moussa Niakhaté (fünfte Gelbe) zum FC Bayern, danach folgen die Duelle mit Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg und RB Leipzig. Kaum vorstellbar, dass diese Mannschaft, die gerade mal sechs Punkte in 13 Spielen geholt hat, gegen diese fünf Gegner aus der Top 9 auf großen Beutezug gehen wird. Mainz 05 am Abgrund. Ohne Antrieb. Wie sie die Kurve bekommen wollen, diese Frage muss Sportvorstand Rouven Schröder in den nächsten Tagen beantworten. Ein Weiter nach Weihnachten mit Jan-Moritz Lichte scheint eher unwahrscheinlich. Das Experiment mit dem Übergangstrainer ist gescheitert.