Punkteteilung beim BVB zum Saisonabschluss

Mainzer erarbeiten sich in Dortmund einen Punkt, Onisiwo erzielt Rekord-Tor

Am Samstagnachmittag erarbeitete sich der 1. FSV Mainz 05 im letzten Saisonspiel ein 2:2 (2:0) bei Borussia Dortmund. Andreas Hanche-Olsen brachte die 05ER in der 15. Spielminute im Anschluss an einen Eckball in Führung. Auf der Gegenseite parierte Finn Dahmen in seinem finalen Auftritt als 05ER einen Strafstoß von Sébastien Haller (19.), bevor Karim Onisiwo zugunsten der Mainzer erhöhte (24.) und zum alleinigen Bundesliga-Rekordtorschütze des FSV wurde. Im zweiten Durchgang verpassten es die Mainzer mehrfach, die eigene Führung auszubauen, weshalb der 1:2-Anschlusstreffer von Raphael Guerrerio den BVB zurück ins Spiel brachte. In der Nachspielzeit erzielte Niklas Süle dann den Ausgleich für den BVB, der jedoch aufgrund des Sieges der Bayern nicht mehr zur Meisterschaft reichte. Die 05ER beenden die Spielzeit 2022/23 somit mit 46 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz.

Für das Saisonfinale veränderte Cheftrainer Bo Svensson seine Anfangsformation im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen den VfB Stuttgart in der Vorwoche auf drei Positionen. Aarón rückte in seinem letzten Spiel als 05ER ebenso in die Startelf wie Jae-sung Lee und Andreas Hanche-Olsen, der nach Gelb-Sperre zurückkehrte. Marcus Ingvartsen und Aymen Barkok nahmen dafür zunächst auf der Bank Platz, Danny da Costa musste mit einer Zerrung im Oberschenkel passen. Stefan Bell absolvierte unterdessen sein 266. Bundesliga-Spiel für Mainz 05 und löste damit Nikolce Noveski als alleinigen Rekordspieler des FSV ab.

05ER gehen in Führung, Dahmen pariert Strafstoß

Das Spiel begann, wie es zu erwarten war: Die favorisierten Gastgeber drückten die Mainzer tief in die eigene Hälfte und kamen durch Donyell Malen zum ersten Torschuss (4.), Niklas Süle zwang Dahmen nach einem Eckball drei Minuten später erstmals zum Eingreifen. Ansonsten stand die Svensson-Elf defensiv gut geordnet, ließ wenig zu und sorgte mit eigenen Ballbesitzphasen immer wieder für Entlastung. So kam Edi Fernandes nach einer knappen Viertelstunde zum ersten Mainzer Torschuss, der eine Ecke zur Folge hatte (14.).

Diese trat der Schweizer gleich selbst und fand Hanche-Olsen am kurzen Pfosten, der die Kugel per Kopf über die Linie und den FSV damit in Führung brachte (15.). Diese wäre im Gegenzug allerdings beinahe schon wieder dahin gewesen, denn bei einem Zweikampf zwischen Dominik Kohr und Guerreiro im Mainzer Strafraum entschied Referee Marco Fritz nach Ansicht der VAR-Bilder auf Strafstoß für den BVB. Haller trat an, Dahmen ahnte aber die Ecke, parierte und hielt den FSV-Vorsprung fest (18.). 

Onisiwo erhöht per Kopf

Diesen wusste Onisiwo fünf Minuten später auszubauen, als er Gregor Kobel nach einer Hereingabe von Lee aus kurzer Distanz mit einem Kopfball überwand und sich zum alleinigen Bundesliga-Rekordtorschützen der 05ER kürte (24.). Mit einer gut organisierten, vielbeinigen Defensive stellten die 05ER den Gastgeber vor große Probleme und setzten nach vorne Nadelstiche. Kohr hatte nach einer über Lee kurz ausgeführten Ecke sogar die Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen, erwischte das Spielgerät aber nicht voll (35.).

Auf der anderen Seite zirkelte Guerreiro den Ball aus 16 Metern knapp über den Querbalken des Mainzer Tores und sorgte so für die erste ernstzunehmende Dortmunder Chance seit dem vergebenen Elfer (42.). Die nächste folgte sogleich: Marco Reus überbrückte das Mittelfeld mit einem Tempodribbling und setzte Julian Brandt in Szene, der letztlich ebenso am glänzend parierenden Dahmen scheiterte wie Mats Hummels 60 Sekunden später (45+2.). Mit der letzten erwähnenswerten Szene vor dem Halbzeitpfiff blieb Malen dann per Kopf am Außenpfosten hängen (45+3.).

Mainzer Großchancen nach dem Seitenwechsel

Halbzeit zwei startete direkt mit einer Möglichkeit für die 05ER, Anton Stach bekam den Umschaltmoment aber erst mit zweiten Versuch eingeleitet, was es den Dortmundern ermöglichte zurückzueilen und die Hereingabe von Onisiwo in Richtung Lee zu unterbinden (46.). Dieser bekam nur kurz darauf – erneut nach einer Kontersituation und eingesetzt von Onisiwo – die nächste Chance, scheiterte im Eins-gegen-Eins aber an Kobel, der auch im Nachfassen vor dem Südkoreaner am Ball war (48.).

In der 53. Spielminute meldete sich die Borussia mit einem eher harmlosen Schuss von Brandt im zweiten Spielabschnitt an, gefährlicher waren aber die Mainzer. Zum Beispiel über Onisiwo, dem aus spitzem Winkel das Lattenkreuz zum Doppelpack im Wege stand (58.). Eine Chance aus ähnlicher Kategorie hatten im Gegenzug auch die Hausherren, die ob der Führung der Bayern in Köln zu diesem Zeitpunkt drei Treffer zur Meisterschaft benötigten. Nach einer Moukoko-Flanke segelte erst Hummels am Ball vorbei, am zweiten Pfosten vermochte Haller es dann um wenige Zentimeter nicht, den Ball im Tor unterzubringen (59.). Genauso knapp rollte eine Minute später auch eine Direktabnahme von Malen am Mainzer Tor vorbei.

Dortmund kommt nochmal ran

Weil die Svensson-Elf ihre Umschaltmomente nicht mit letzter Konsequenz zu Ende spielte und es somit verpasste, die Führung auszubauen, drängte der BVB weiter und belohnte sich durch Guerreiro, der Dahmen von der Strafraumkante keine Chance ließ (69.). Die Borussia drückte nun weiter und kam durch Reus, Giovanni Reyna und Mats Hummels zu Chancen. Aber auch die Mainzer erhielten durch einen Aarón-Freistoß sowie freistehend durch Onisiwo und den eingewechselten Marlon Mustapha Möglichkeiten, den Schlusspunkt zu setzen. Dies gelang dann der Borussia in Person von Süle, der zum Ausgleich traf und dem FSV spät zwei Punkte entriss. Der Treffer reichte dem BVB allerdings nicht zur Meisterschaft, denn wenig später war Schluss und die Punkte wurden geteilt.

Ab in den Urlaub

Die insgesamt 17. Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte ist also Geschichte und wir freuen uns bereits jetzt auf die kommende, dann 18. Spielzeit im Fußball-Oberhaus, die 15. in Serie.

Spieldaten

Aufstellung

Stimmen zum Spiel

Bo Svensson (05-Trainer): „Wir haben uns sehr an den taktischen Plan gehalten und haben gesehen, dass die Dortmunder damit Probleme hatten. Natürlich verschießen sie auch einen Elfmeter, der von Finn gut gehalten war. Das gehört dazu. In der zweiten Halbzeit haben wir was zugelassen, aber wir haben auch klare Chancen erspielt. Dass wir in der zweiten Halbzeit kein Tor schießen, ist ein bisschen komisch. Für uns ist es schade, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Aber die Mannschaft hat eine überragende Disziplin auf den Platz gebracht. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung, wenn ich sehe, wie meine Jungs fast 130 Kilometer gelaufen sind und zeitweise auch guten Fußball gespielt haben, solange die Kräfte da waren. Natürlich habe ich Mitleid mit den Dortmundern. Ich muss Mainz 05 vertreten. Aber heute Dortmunder Fan, Dortmunder Spieler oder im Dortmunder Trainerteam zu sein ... ich kann mich nur schwer dort hineinversetzen. Aber das muss brutal sein.“

Edin Terzic (BVB-Trainer): „Meine Glückwünsche an den FC Bayern. Das ist der ehrlichste Titel, den man gewinnen kann. Wenn man nach 34 Spieltagen oben steht, dann hat man es verdient. Glückwunsch auch an Bo Svensson zu einer couragierten Mainzer Leistung. Ich glaube, dass wir gespürt haben, dass nicht nur die Mannschaft, sondern das ganze Stadion und die ganze Stadt daran geglaubt hat, heute hier den Sieg einzufahren. Wir sind recht gut reingekommen, haben es geschafft, Kontrolle und Chancen rauszuspielen. Und dann nach den Gegentoren merkt man, wie schwer der Ball wird. In der Halbzeitpause haben die Jungs noch dran geglaubt, dass die Saison so verrückt wird, dass wir das noch drehen können. Dann sieht man, wie hart und tough dieser Sport sein kann, in den wir uns verliebt haben. Es ist hart, wenn man sieht, dass am Ende nur ein Tor fehlt - sowohl hier als auch in Köln. Dieser Spieltag wird uns sehr lange wehtun.“

Stefan Bell (05-Verteidiger und jetzt mit 256 Bundesliga-Einsätzen 05-Rekordspieler): „Das war auf jeden Fall ein besonderes Spiel auf vielen Ebenen: Was unsere Leistung betrifft. Was die Anzahl unserer Großchancen in Dortmund betrifft. Und auch was die Tragweite in der Tabellen angeht. Wir sind da auch in der Pflicht, dem Wettbewerb gegenüber, uns nicht gehen zu lassen, wenn es für uns um nichts mehr geht. Ich fand, dass wir von Anfang an gut drin waren. Natürlich war der Elfmeter, den Finn gehalten hat, ein Knackpunkt. Wir hatten für dieses Spiel ja noch ein eigenes Thema nach den vier Niederlagen. Wir wollten uns aus einer eigentlich guten Saison gut verabschieden. Wir wussten, dass bis zu 8000 Mainzer kommen und dass das Spiel auf einer sehr großen Bühne stattfindet. Und das letzte Spiel ist auch immer das, wo man weiß: Man wird in dieser Konstellation nicht mehr zusammen sein durch die Abgänge. Wir konnten heute die Stimmungslage noch einmal drehen und auch die Vorfreude auf die neue Saison.“

Dominik Kohr (Mittelfeldspieler von Mainz 05): „Nach den 90 Minuten, in denen wir nochmal in Dortmund gefightet haben, bin ich platt, kaputt und freue mich auf die Sommerpause. Hut ab vor der Leistung der Mannschaft, wie wir unseren Plan umgesetzt haben von der ersten bis zur letzten Sekunde. Mit dem Punkt können wir am Ende zufrieden sein, auch wenn wir Riesenchancen hatten, das 3:1 zu machen. Es ist immer ein Ansporn, sich gegen diese Topmannschaften zu präsentieren. Auch wenn es emotional für Dortmund natürlich sehr traurig ist, den Titel durch ein Bayern-Tor in der 89. Minute zu verlieren. Ich bin froh, Teil der Mannschaft zu sein. Wir haben uns nach der WM-Pause eingeschworen, einen Vereinsrekord mit einer Phase von zehn ungeschlagenen Spielen in Folge hingelegt. Schade, dass es mit den internationalen Plätzen nicht geklappt hat. Aber ich bin froh, dass wir die ganze Saison nichts mit dem Abstieg zu tun hatten. Das ist immer das oberste Ziel von Mainz 05. Jetzt gehen wir auch mit einem guten Gefühl aus der Saison. “

Spieler in der Einzelkritik

Finn Dahmen: Der Torhüter sprang erneut für Robin Zentner (Kniereizung) ein und zeigte eine starke Leistung. Seine größte Tat war der gehaltene Elfmeter von Sebastien Haller (20.). Hatte viel zu tun und war bis auf ein, zwei Szenen sehr sicher und mit guter Ausstrahlung und starken Paraden. Verlässt jetzt die 05er. Note: 1,5

Andreas Hanche-Olsen: Brachte die 05er mit einem cleveren Kopfball in Führung. Stoppte immer wieder die Dortmunder Angriffe. Sah nur schlecht aus, als er sich vor Julian Brandts Großchance austanzen ließ (44.). Note: 2

Stefan Bell: Spielte seine Routine aus und war in der Innenverteidigung oft der Fels in der Brandung. Köpfte immer wieder Bälle raus. Für Bell war es sein 256. Bundesliga-Einsatz für die 05er. Damit ist er nun alleiniger Bundesliga-Rekordspieler des Vereins vor Nikolce Noveski. Note: 2,5

Edimilson Fernandes: Mit seiner punktgenauen Ecke bereitete der Verteidiger das 1:0 vor. Spielte aufmerksam und gehörte zu den besten Mainzer Zweikämpfern. Note: 2,5

Anthony Caci: Weil Danny da Costa wegen einer Zerrung im Oberschenkel verletzt ausfiel, spielte der Allrounder diesmal auf der rechten Seite. In der ersten Halbzeit gelang es ihm, Karim Adeyemi weitgehend aus dem Spiel zu nehmen. Insgesamt ein solider Auftritt mit wenigen Akzenten nach vorne. Note: 3

Leandro Barreiro: Der Mittelfeldspieler legte enorme 13,3 Kilometer und damit mehr als jeder andere Spieler an diesem Tag zurück. Lief immer wieder Löcher zu und nervte so seine Gegenspieler. Mit Ball gelang ihm indes weniger. Note: 3

Dominik Kohr: Ging von Beginn an hart in die Zweikämpfe, wie man ihn kennt. Verursachte mit einem Foul gegen Raphael Guerreiro den Elfmeter, den Haller dann nicht nutzte. Spielte dazu einige Fehlpässe. Note: 3,5

Aaron Martin: In seinem letzten Spiel für die 05er zeigte der Spanier noch einmal, welch starke Freistöße er schießen kann, auch wenn Gregor Kobel den Ball noch aus dem Winkel fischte. Hatte bei einer Aktion gegen Guerreiro Glück, dass es keinen Strafstoß gab (21.). Insgesamt ein ordentlicher Abschluss-Auftritt im Mainzer Trikot. Note: 3

Anton Stach: Spielte im offensiven Mittelfeld einen unauffälligen Part. Beendete eine für ihn durchschnittliche Saison mit einer durchschnittlichen Leistung. Note: 3,5

Jae-sung Lee: Der Offensivspieler zeigte sich engagiert, aber teilweise glücklos. Stark, wie er mit einer Maßflanke das 2:0 auflegte. Vergab nach einem Konter eine gute Chance zum 3:1 (48.). Note: 3

Karim Onisiwo: Der Stürmer strahlte von Anfang an wie keine zweiter Mainzer aus, dass sich die 05er beim BVB wehren werden. Ging immer wieder kraftvoll lange Wege. Erzielte mit dem Kopf zum 2:0 seinen 32. Bundesliga-Treffer und ist damit alleiniger 05-Rekordtorschütze im Oberhaus vor Robin Quaison. Traf zudem den Pfosten (57.). Note: 2

Marcus Ingvartsen (66. Minute für Lee): Eine gute Flanke auf Onisiwo (90.) war die einzige auffällige Szene des Stürmers. Note: 3,5

Aymen Barkok (79. für Stach): Legte in der Nachspielzeit Mustapha eine gute Chance auf. Zu kurze Einsatzzeit für eine Note.

Marlon Mustapha (90.+1 für Onisiwo): Der lange Zeit angeschlagene Stürmer kam zu seinem ersten Einsatz seit September. Hatte direkt eine gute Torchance, die er aber ausließ. Zu kurze Einsatzzeit für eine Note.